50 Jahre Shakespeare und Co.
06/24/2025Die English Drama Group der Uni Würzburg feiert ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum spielen die Studierenden eine Komödie über eine Gruppe von Frauen, bei der sich Freundin von Feindin kaum unterscheiden lässt.

„Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage!“ So beginnt Hamlet in William Shakespeares gleichnamigem Drama zu monologisieren. Insgesamt sieben Inszenierungen der English Drama Group (EDG) basieren auf Stücken des englischen Dichters. Die existentielle Frage Hamlets muss sich die studentische Schauspielgruppe jedoch nicht stellen, denn seit 1975 heißt es für sie: „Sein!“
Zum 50-jährigen Bestehen bringt die englischsprachige Theatergruppe der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) die Komödie The Women aus dem Jahre 1936 von Clare Boothe Luce auf die Bühne. Regie führt Helena Klein. Die Premiere findet statt am Freitag, 4. Juli 2025, um 20.00 Uhr auf der Bühne der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). Der Eintritt ist frei; Einlass ist um 19.30 Uhr.
Wie bei einer großen Familie
„Einerseits fühle ich mich geehrt, Teil dieser Gruppe sein zu dürfen, die eine so lange und aktive Geschichte aufweist und jedes Semester ein Projekt auf die Beine stellt. Andererseits handelt es sich hier um einen Safe-Space, wo Diversität gelebt wird“, so Kathrin Zöller, Leiterin der EDG und Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Sprachpraxis Anglistik des Neuphilologischen Instituts – Moderne Fremdsprachen. Zöller leitet die EDG seit 2013 und spielte schon als Studentin zwei Semester mit.
Der Zusammenhalt in der EDG sei wie bei einer großen Familie, sagt Victoria Englert, Studentin und seit vier Semestern Teil der Gruppe. Einige Mitglieder stehen nicht auf der Bühne, sondern dahinter: Lina Roters und Jakob Bode sind für das Backstage zuständig. Sie haben über Freunde von der Theatergruppe erfahren und fühlen sich sehr gut aufgenommen.
Ein Stück über eine toxische Freundesgruppe
Im Mittelpunkt des neuen Stücks The Women steht Mary Haines, eine Frau aus wohlhabenden Kreisen im Manhattan der 1930er, die von ihrem Mann betrogen wird. Männliche Figuren kommen im Stück nicht vor. Sie sind Gesprächs-Thema der teils toxischen Freundesgruppe um die Protagonistin. Darunter befinden sich die zynische Crystal Allen und die tratsch-lustige Sylvia Fowler. Im Mittelpunkt steht der Konflikt, ob Mary ihrem Ehemann den Seitensprung verzeihen soll oder nicht.
„Der Spruch ‚Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr' kommt in den Sinn, um die Dynamik zwischen einigen der Hauptfiguren zu beschreiben“, so Zöller. Für die 1930er-Jahre sei The Women eine Seltenheit, da es kaum ein Theaterstück aus der Zeit gebe, das nur aus weiblichen Figuren besteht. Es lade dazu ein Rollenbilder aus der Zeit zu hinterfragen.
Eine Gründung und viele Bühnenumzüge
Gegründet wurde die EDG 1975 vom damaligen Lektor Colin Humphrey auf Wunsch von Professor Gerhard Hoffmann, ehemaliger Inhaber des JMU-Lehrstuhls für Amerikanistik. „Hintergrund war, eine realistische Situation zu schaffen, in der Studierende Englisch anwenden können“, erzählt Jörg Nellen, Mitglied von 1984 bis 1992 und später Hauptschul- und Gymnasiallehrer.
Humphrey setzte Chris Swanton als ersten Regisseur der EDG ein. Als erstes Theaterstück schaffte es Oscar Wildes The Importance of Being Earnest auf die Bühne – damals noch am Würzburger Stadttheater. Weitere Spielstätten in Würzburg waren an der Hochschule für Musik und an der Freien Waldorfschule, bis die Gruppe Anfang der 1980er-Jahre in die Mehrzweckhalle der Stadtmensa und anschließend direkt in die Mensa umzog. Dort ließ Professor Rüdiger Ahrens, ehemaliger JMU-Lehrstuhlinhaber für Literatur und Didaktik der englischen Sprache eine Bühne errichten. Zum Herbst 2024 zog die EDG schließlich auf die festinstallierte Bühne der KHG.
Highlights aus 50 Jahren Theater
Im Februar 1978 reiste die Theatergruppe durch England und führte ihre englischsprachige Inszenierung von Goethes Faust in London, Bristol, Canterbury und Southampton auf.
Im Sommer 1988 trat sie beim Finge-Festival in Edinburgh auf – einem der größten Kulturfestivals weltweit. Dort zeigte die EDG ihr selbst bearbeitetes „postmodernes Volksstück“ – wie sie es nannten – nach Motiven der Posse Der Talisman von Johann Nestroy. Diese Bearbeitung stammte von Christopher Balme, Theaterregisseur und bis 2023 Direktor des Instituts für Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, und Urban Priol, Kabarettist.
Weitere namhafte Ehemalige sind Andreas Pietschmann, Film- und Fernsehschauspieler, Colin Riordan, ehemaliger Vizekanzler und Präsident der Universität Cardiff, und Hillary Duffield, Theaterregisseurin.
Auch Dr. Daniel Morgenroth wirkte in der EDG mit. Er unterrichtete von 2011 bis 2017 englische Literatur- und Kulturwissenschaften an der JMU. Ab der Spielsaison 2026/27 wird er als Intendant am Mainfranken Theater Würzburg eingesetzt. Im Shakespeare-Jahr 2016 inszenierte er unter anderem eine Shakespeare-Aufführung als Promenaden-Theater am Bürgerbräu-Gelände in Würzburg.
Ein weiteres Highlight: 2022 brachte Kathrin Zöller als Regisseurin Shakespeares Hamlet als Musical auf die Bühne. Die Gruppe sang Lieder von Queen, Coldplay, My Chemical Romance und Nine Inch Nails.
Aufführungstermine und Impro-Abende
Die Aufführungen von The Women sind an folgenden Terminen jeweils um 20.00 Uhr mit Einlass um 19.30 Uhr in der Katholischen Hochschulgemeinde an der Hofstallstraße 4, 97070 Würzburg, zu sehen:
- Freitag, 4. Juli 2025.
- Samstag, 5. Juli 2025.
- Donnerstag, 10. Juli 2025.
- Freitag, 11. Juli 2025.
- Samstag, 12. Juli 2025.
Zusätzlich veranstaltet die EDG donnerstags um 18.00 Uhr ein Open Improv Meeting im Hörsaal 1 des Philosophiegebäudes am Campus Hubland Süd. Interessierte können ohne Anmeldung an Spielen aus dem Improvisationstheater teilnehmen.
Kontakt
Kathrin Zöller, Sprachpraxis Anglistik, T +49 931 31-83754, kathrin.zoeller@uni-wuerzburg.de
Instagramkanal der English Drama Group
Der Artikel stammt aus einBLICK vom 24.06.2025