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Anglistik und Amerikanistik

Literatur als Inspiration

25.10.2019

Für einen Musiker kann es anregend sein, sich ausgiebig mit Literatur zu befassen. Diese Erfahrung hat der Gitarrist und Sänger Falco Eckhof gemacht, Absolvent der Amerikanistik an der Uni Würzburg.

Falco Eckhof und seine Musikpartnerin Hannah. (Bild: Florian Josephowitz)

Englisch war schon in der Schule ein Fach, das er gerne hatte. „Literatur hat mich sehr interessiert. Damals habe ich auch angefangen, Gitarre zu lernen und Songs zu schreiben. Und ich habe die amerikanische Folk-Musikszene für mich entdeckt“, sagt Falco Eckhof. 16 Jahre jung war er zu dieser Zeit.

Zu einem seiner musikalischen Helden wurde der Singer-Songwriter Conor Oberst. Was Falco an der Musik des Amerikaners besonders gefällt: „Die Texte sind sehr lyrisch geschrieben und erzählen kleine Geschichten. Eine dreht sich zum Beispiel um die Menschen in einem Flugzeug, das gerade abstürzt.“ Inzwischen erzählt Falco seine eigenen Geschichten – als Teil des Duos „Hannah & Falco“, das bald mit einem renommierten Musikpreis ausgezeichnet wird.

Britische oder amerikanische Literatur und Kultur studieren

Für Falco stand nach der Schule fest, dass er noch mehr über amerikanische Kultur und Literatur lernen will. So entschied sich der aus Waldbüttelbrunn stammende Abiturient, Anglistik und Amerikanistik an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) im nahe gelegenen Würzburg zu studieren.

Im Studium kam er auf seine Kosten. „Man belegt Veranstaltungen in den drei Zweigen Sprachwissenschaft, Sprachpraxis und Literatur / Kultur. In letzterem kann man entscheiden, ob man sich mehr britisch oder mehr amerikanisch orientieren will. In Seminaren und in der Abschlussarbeit kann man sich auch mit sehr speziellen Themen beschäftigen.“

Zwei Science-Fiction-Romane analysiert

Speziell ist auch seine Bachelorarbeit, die im Sommer 2019 fertig wurde. Falco hat darin untersucht, ob sich in zwei Science-Fiction-Romanen aus den 1960er-Jahren Elemente der „Liminalität“ finden. Dieser Begriff kommt aus der Anthropologie. Vereinfacht gesagt, beschreibt er Schwellenzustände – wenn Menschen zum Beispiel zwischen zwei Lebensphasen stehen. Wenn sie sich von Altem gelöst haben, im Neuen aber noch nicht angekommen sind.

In der Literatur passt der Begriff „Liminalität“ beispielsweise auf Coming-of-Age-Geschichten, also auf Erzählungen vom Erwachsenwerden. Aber auch in den Science-Fiction-Romanen „Cat’s Cradle“ von Kurt Vonnegut und „The Left Hand of Darkness” von Ursula K. Le Guin wurde Falco fündig. „Es gibt darin mehrfach zentrale Motive und Personen, die durch liminale Zustände gekennzeichnet sind“, so ein Ergebnis seiner Bachelorarbeit.

Mit Liminalität war Falco schon im ersten Semester in Berührung gekommen: Auf Empfehlung eines Dozenten las er ein Buch über Liminalität in der Literatur. „Ich hatte mir über dieses Thema vorher nie Gedanken gemacht, fand es aber total interessant.“ Mitherausgeberin des Buches war die JMU-Amerikanistin PD Dr. Ina Bergmann. Sie war es dann auch, die Falco bei seiner Bachelorarbeit betreute.

Auszeichnung am 11. November in Berlin

Und was kommt nach dem Uni-Abschluss? „Der weitere Plan ist, Musiker zu sein. Lieder zu schreiben, aufzunehmen und Konzerte zu geben“, sagt er. Dafür sei das Studium durchaus nützlich gewesen: „Die Beschäftigung mit Literatur hat mich in Kontakt mit sehr vielen Themen gebracht, die mich angeregt und inspiriert haben“, so der Songwriter.

Diese Inspiration trägt offenbar Früchte. Hannah & Falco sind derzeit dabei, auch international Fuß zu fassen. Kürzlich gab es einen Auftritt in Palma de Mallorca, als Vorgruppe von amerikanischen Bands haben sie wertvolle Kontakte geknüpft. Hilfreich dürfte es auch sein, dass die beiden am 11. November 2019 in Berlin ausgezeichnet werden: Sie erhalten den mit 10.000 Euro dotierten Musikpreis des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV).

Poppig angehauchte Folksongs

Wer auf die Musik des Duos neugierig geworden ist: Hannah & Falco haben vor wenigen Wochen ihr Debütalbum „Field Notes“ herausgebracht. Ab 26. Oktober stellen sie es auf einer Deutschlandtour vor. Was die Zuhörer erwartet: „Poppig angehauchte Folksongs, die von der Chemie zwischen den beiden leben“, wie das Jugendprogramm Puls des Bayerischen Rundfunks auf seiner Website schreibt.

In den Liedern auf dem Album geht es um unterschiedlichste Geschichten. Sie drehen sich um die politische Lage in den USA, um persönliche Emotionen, einen Wohnungsumzug oder um eine Person, die einen Gedächtnisverlust erleidet. Letzteres könnte man unter dem Gesichtspunkt der Liminalität betrachten – und vielleicht befasst sich ja bald eine Bachelorarbeit an der JMU damit, Falcos Texte unter diesem Aspekt zu interpretieren.

Weblinks

Anglistik / Amerikanistik an der JMU studieren

American Studies at Würzburg

Website Hannah & Falco

Musikpreis 2019 des Bundesverbands der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft

Quelle: EinBlick vom 22.10.2019

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